
Ein Land ohne seine Macher? Undenkbar. Ob Sushi-Bar oder Familien-Bäckerei, High-End-Restaurant oder der Dönershop um die Ecke – migrantische Unternehmer:innen sind längst eine tragende Säule der deutschen Gastronomie. Ihr wirtschaftlicher Beitrag geht weit über gutes Essen hinaus. Sie schaffen Arbeitsplätze, zahlen Steuern und füllen Lücken, die ohne sie klaffen würden. Doch wie hoch ist ihr Anteil wirklich? Und warum wagen sie häufiger als andere den Schritt in die Selbstständigkeit? Ein Blick auf Zahlen, Mut und die Realität der Unternehmensgründung in Deutschland.
Auf Plattformen wie Yelp und Google My Business spiegeln sich ähnliche Trends wie hier, auf fiyaka.net wider. In städtischen Gebieten sind über 50 % der gastronomischen Betriebe von Migrant:innen geführt. Diese Zahl zeigt den wichtigen Beitrag migrantischer Unternehmer:innen zur Gastronomie und zur Vielfalt auf Bewertungsplattformen, auch wenn genaue Zahlen oft schwer zu ermitteln sind.
Die Zahlen lügen nicht: Migranten gründen mehr, trauen sich mehr!
Während viele den sicheren Weg einer Festanstellung wählen, entscheiden sich überdurchschnittlich viele Menschen mit Migrationshintergrund für die Selbstständigkeit. Laut Studien liegt ihre Gründungsquote bei 12,5 %, während Deutsche ohne Migrationshintergrund nur auf 7,4 % kommen. Das ist ein deutlicher Unterschied, der sich durch mehrere Faktoren erklären lässt: Oftmals fehlen familiäre Absicherungen, die in Deutschland aufgewachsene Bürger:innen genießen. Dazu kommt eine Mentalität des unternehmerischen Handelns, geprägt durch Erfahrungen aus Herkunftsländern mit weniger sozialen Sicherungssystemen.

Die Entscheidung, in einem (fremden) Land ein Unternehmen zu gründen, erfordert weit mehr als nur unternehmerisches Wissen – sie erfordert Mut, Risikobereitschaft und eine starke Entschlossenheit, den eigenen Weg zu gehen. Gerade für Migranten ist dieser Schritt oft ein Ausdruck von Hoffnung und Tatkraft. In Deutschland sind sie mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die über die üblichen Hürden der Unternehmensgründung hinausgehen. Sie müssen nicht nur mit einer komplexen Bürokratie kämpfen, sondern auch in einem wirtschaftlichen und kulturellen Umfeld, das ihnen fremd und häufig auch "feindlich" gegenüber steht. Diese Umstände verlangen nach einer besonderen Art von Selbstvertrauen und Durchhaltevermögen.
Der hohe Gründungsdrang unter Migranten lässt sich oft mit den Erfahrungen aus ihren Herkunftsländern erklären, die häufig von weniger stabilen sozialen Sicherungssystemen geprägt sind. In vielen Fällen haben sie schon in ihren Heimatländern beobachtet, wie unternehmerisches Handeln als einzige Möglichkeit angesehen wurde, finanzielle Sicherheit und Erfolg zu erzielen. Diese Mentalität, gepaart mit dem Drang, im "neuen Land" erfolgreich zu sein, führt dazu, dass Migranten überdurchschnittlich oft den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Sie bringen eine enorme Anpassungsfähigkeit mit, denn sie müssen nicht nur ein Unternehmen führen, sondern sich auch mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten eines Landes auseinandersetzen, deren Behörden häufig rassistische Vorurteile pflegt.
Dieser unternehmerische Mut ist von unschätzbarem Wert für die deutsche Wirtschaft. Sie füllen Lücken, die in vielen Branchen dringend benötigt werden, und tragen dazu bei, die Vielfalt und Innovationskraft des Wirtschaftssystems zu fördern. Der Weg dahin ist lang und von vielen Herausforderungen gesäumt – vom Sprachbarrieren über bürokratische Hürden bis hin zu begrenztem Zugang zu Kapital. Dennoch bleibt der Wille, sich selbst eine Existenz aufzubauen und das wirtschaftliche Leben mitzugestalten, eine treibende Kraft.
Steuer-Keule und Bürokratie-Hölle: Trotzdem geben sie nicht auf
Der Schritt in die Selbstständigkeit ist kein leichter. Wer ein Unternehmen in Deutschland gründet, wird nicht nur von Behörden empfangen, sondern auch von einer beachtlichen Steuerlast. Einkommensteuer, Gewerbesteuer, Sozialabgaben – das alles frisst einen beträchtlichen Teil des Gewinns auf.

Banken und Förderprogramme sind häufig schwer zugänglich, da die notwendigen Netzwerke und Kontakte fehlen. Hinzu kommt, dass bürokratische Prozesse in Deutschland langwierig und kompliziert sein können – und das nicht nur für Einsteiger, sondern für alle Gründer:innen.
In dieser Situation wird der Wille, ein Unternehmen zu führen, zur entscheidenden Triebfeder. Wer als Migrant:in den Weg in die Selbstständigkeit geht, kämpft nicht nur mit der Angst vor dem Scheitern, sondern auch mit der ständigen Furcht vor der Arbeitslosigkeit. In einem fremden Land ohne das gewohnte soziale Netz ist der Schritt in die Selbstständigkeit nicht nur eine wirtschaftliche Entscheidung, sondern oft auch eine existenzielle. Der Wunsch, nicht von Sozialleistungen abhängig zu sein, sondern sich selbst und seine Familie zu ernähren, verleiht vielen Gründer:innen die nötige Energie, um selbst die größten bürokratischen Hürden zu überwinden.
Diese Erfahrung des Durchhaltevermögens und der Beharrlichkeit ist ein bedeutender Teil der migrantischen Unternehmenskultur. Sie lässt sich nicht von der Steuerlast oder den Bürokraten abschrecken, sondern kämpft weiter – oft nicht nur für den eigenen Erfolg, sondern auch für eine bessere Zukunft im neuen Land.
Gastronomie: Ohne Migranten bleibt die Küche kalt
Besonders sichtbar wird der unternehmerische Beitrag von Migrant:innen in der Gastronomie. Über 55 % aller gastronomischen Betriebe in Deutschland werden von Unternehmer:innen mit Migrationshintergrund geführt. Sie prägen nicht nur die Vielfalt des kulinarischen Angebots, sondern sichern auch zehntausende Arbeitsplätze. Dabei geht es nicht nur um Tradition – sondern um wirtschaftliche Notwendigkeit. Ohne sie hätte Deutschland weniger Restaurants, Cafés und Imbisse – und das Finanzamt weniger Einnahmen.

Mehr als die Hälfte aller gastronomischen Betriebe werden von Menschen mit Migrationshintergrund geführt. Ihre Präsenz ist nicht nur eine Bereicherung für das kulinarische Angebot, sondern auch für die Wirtschaft insgesamt. Diese Unternehmer:innen schaffen zehntausende Arbeitsplätze und sichern viele lokale Wirtschaftszweige, die ohne sie oft nicht existieren würden. Besonders in städtischen Regionen sind es gerade die migrantischen Gastronom:innen, die mit ihren vielfältigen Küchen eine wichtige Rolle im Alltag der Bevölkerung spielen.
Die kulinarische Vielfalt, die sie mitbringen, geht weit über Traditionen hinaus. Sie decken spezifische Bedürfnisse der Menschen ab, sei es durch internationale Spezialitäten, Halal-Gerichte oder vegane Optionen. Ohne diese Vielfalt würde Deutschland in vielen Bereichen deutlich weniger Auswahl haben, was nicht nur die Lebensqualität mindern, sondern auch negative Auswirkungen auf den Tourismussektor und die lokale Wirtschaft haben könnte. In einer Welt, in der Globalisierung und Migration unaufhaltsam voranschreiten, ist die Gastronomie ein wesentliches Bindeglied zwischen Tradition und Moderne. Und es sind die migrantischen Unternehmer:innen, die diese Brücke bauen – sowohl im kulturellen als auch im wirtschaftlichen Sinne.
Ihre Bedeutung für den Arbeitsmarkt kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie schaffen Arbeitsplätze nicht nur für sich selbst, sondern auch für viele andere. Von Köch:innen bis zu Servicekräften, von Lieferanten bis zu Reinigungspersonal – die Gastronomie beschäftigt eine große Zahl an Menschen. Diese Betriebe fördern außerdem die Integration, indem sie Arbeitsplätze für Menschen aus verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen schaffen, was zur sozialen und kulturellen Vielfalt beiträgt.
Darüber hinaus sind die Steuereinnahmen, die durch diese Gastronomiebetriebe generiert werden, ein wichtiger Bestandteil des deutschen Wirtschaftssystems. Ohne diese Unternehmer:innen wären die Finanzämter um Milliarden Euro ärmer – ein Verlust, der sich sowohl auf die öffentliche Infrastruktur als auch auf Sozialleistungen auswirken würde. Die Wirtschaft könnte nicht in dem Maße wachsen, ohne die Migrant:innen, die täglich ihre Beiträge leisten, sei es durch die Schaffung von Arbeitsplätzen oder durch die Zahlung von Steuern.
Harte Arbeit statt Hängematte: Wie viel Geld Migranten wirklich erwirtschaften
Migrantische Unternehmer:innen in der Gastronomie erwirtschaften jährlich Milliardenbeträge. Eine konservative Berechnung zeigt, dass ihr täglicher Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt bei rund 38 Millionen Euro pro Tag liegt. Das entspricht einem jährlichen Beitrag von etwa 14 Milliarden Euro, und das allein im Gastgewerbe. Berücksichtigt man alle anderen Branchen, in denen migrantische Unternehmer:innen aktiv sind – Handel, Dienstleistungen, Technologie – steigt der wirtschaftliche Effekt exponentiell.
Wer Deutschland voranbringt, steht nicht zur Debatte
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Deutschland profitiert wirtschaftlich enorm von migrantischen Gründer:innen. Ihr Mut zur Selbstständigkeit sorgt für Wachstum, Innovation und eine lebendige Unternehmenskultur. Doch gerade sie haben es oft schwerer, sich durch bürokratische Hürden zu kämpfen. Es ist an der Zeit, diese Leistung anzuerkennen – nicht nur mit Worten, sondern mit gezielter Förderung und weniger Barrieren. Denn ohne sie würde dem Wirtschaftsstandort Deutschland ein entscheidender Motor fehlen.
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