Vegan-Pleiten: Wenn selbst Promis den Stecker ziehen
Man könnte meinen, die Zukunft der Ernährung läge auf dem Teller der veganen Restaurants. Pflanzliche Burger, bunte Bowls, Käse aus Nüssen – all das sollte nicht nur die Welt retten, sondern auch die Gastro-Szene revolutionieren. Doch was, wenn der Hype längst seinen Höhepunkt überschritten hat? Wenn sich die Realität als härter erweist als die rosigsten Insta-Posts? Die jüngsten Pleiten großer veganer Ketten wie Swing Kitchen oder Veganz lassen daran keinen Zweifel. Die grüne Welle stockt, und hinter den Kulissen wird der Traum von der pflanzenbasierten Gastro-Revolution zur ernüchternden Lehrstunde.
Swing Kitchen – vom Vorzeige-Start-up zum Rückzug
Die Geschichte von Swing Kitchen klingt wie ein Film, der zu schnell gedreht wurde: Mit großen Ambitionen 2014 in Wien gestartet, strebte die vegane Burger-Kette nach ganz oben. Das Konzept schien perfekt: saftige Patties aus Pflanzenproteinen, hippe Einrichtung, sympathische Nachhaltigkeitsbotschaften. Investoren sprangen auf, internationale Expansion wurde geplant – die Zukunft schien grün und glänzend.
Doch dann kam die Realität: Energie- und Personalkosten schossen in die Höhe, die Konkurrenz wurde brutal, und vor allem die Kundenzahlen blieben hinter den Erwartungen zurück. 2025 zog Swing Kitchen die Notbremse und schloss alle deutschen Filialen in Berlin, München und Leipzig. 4,3 Millionen Euro Schulden türmten sich an – ein harter Schlag für alle Beteiligten und ein Symbol für die Schattenseiten der veganen Gastro-Blase.
Der Rückzug aus Deutschland ist mehr als nur eine wirtschaftliche Entscheidung. Er offenbart eine tiefere Frage: Warum scheitern so viele vegane Gastro-Konzepte, obwohl die Nachfrage nach pflanzlichen Produkten steigt?
Pleiten im veganen Paradies – Veganz und die Branche in der Krise
Swing Kitchen ist kein Einzelfall. Veganz, einst Pionier der veganen Supermarktketten in Deutschland, kämpfte jahrelang mit finanziellen Problemen und musste mehrere Filialen schließen. Andere Projekte wie Loving Hut, eine internationale vegane Restaurantkette, haben ebenfalls mit der schwierigen Balance zwischen Mission und Markt zu kämpfen.
Die Zahlen widersprechen dem Trend: Während vegane Produkte im Einzelhandel wachsen, stagniert oder schrumpft die Nachfrage in der Gastronomie. Warum? Weil der Markt in der Gastro anders tickt. Flexitarier, die gern mal vegan essen, sind keine Stammgäste. Viele Veganer kochen lieber selbst, und die breite Öffentlichkeit greift nur sporadisch zu veganen Restaurants – oft auch, weil der Preis für pflanzliche Gerichte oft höher ist als der für traditionelle Speisen.
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Der Preis der grünen Küche – teuer, aber nicht exklusiv
Preiskalkulationen sind eine Achillesferse der veganen Gastronomie. Pflanzliche Proteine, Spezialzutaten, Bio- und Fairtrade-Produkte – all das schlägt sich im Preis nieder. Gleichzeitig ist der Markt hart umkämpft. Große Fast-Food-Ketten bringen eigene vegane Burger auf den Markt und locken mit günstigeren Preisen und massiver Werbung.
Ein veganer Burger für 14 Euro? Das schreckt viele ab. Und wenn das Geschmackserlebnis nicht heraussticht, ist das Geschäftsmodell schnell erschüttert. Die Gastronomie ist ein knallhartes Feld, in dem Moral allein keine Miete zahlt. Wer zu teuer ist oder zu sehr nach Kopie schmeckt, hat es schwer.
Das Imitations-Dilemma – Fleisch nachmachen oder neu erfinden?
Ein zentrales Thema in der veganen Szene ist das Imitationsprinzip: Warum soll Gemüse immer wie Fleisch schmecken? Viele vegane Küchen setzen auf Fleischersatzprodukte, die Geschmack und Textur möglichst genau nachahmen sollen – vom Burgerpatty bis zur Wurst.
Doch das hat seine Tücken. Fleischesser, die eigentlich keine Lust auf Gemüse haben, werden nicht immer überzeugt. Gleichzeitig fühlen sich viele überzeugte Veganer eher abgestoßen von dem Versuch, Fleisch zu kopieren. Es entsteht eine Art Identitätskrise: Ist Veganismus ein Ersatz für Fleisch oder eine eigene kulinarische Welt?
Immer mehr Köche experimentieren daher mit authentischen pflanzlichen Zutaten und kreativen Zubereitungen, die nicht versuchen, Fleisch zu imitieren, sondern Gemüse und Hülsenfrüchte neu inszenieren.
Konkurrenz von allen Seiten – nicht nur andere Veganer machen das Leben schwer
Die Gastrowelt ist ein Haifischbecken. Neben den eigenen veganen Mitbewerbern sitzen Fleischrestaurants, die vegane Optionen anbieten, und Fast-Food-Riesen, die ihren Anteil am wachsenden Markt pflanzlicher Produkte abgreifen wollen.
Das bedeutet: Vegane Restaurants kämpfen nicht nur gegen sich selbst, sondern gegen eine ganze Industrie. Flexitarier bestellen dann doch lieber im klassischen Burgerladen einen veganen Patty, weil es schneller geht oder günstiger ist.
Wer überlebt, wer geht unter?
Was bedeutet das für die Zukunft der veganen Gastronomie? Sicher ist: Die Blase ist geplatzt, aber das Ende ist nicht geschrieben. Die Überlebenden werden jene sein, die das Geschäftsmodell verstehen, sich anpassen und nicht nur einem Trend hinterherlaufen.
Die spannendsten Konzepte setzen auf eigene Identität statt Imitation, auf ehrliche Küche, bezahlbare Preise und klare Kommunikation. Vegan ist nicht tot, aber es muss sich neu erfinden.
Der Markt wird sich konsolidieren. Manche Ketten verschwinden, andere wachsen – und vor allem: Die Gastronomie wird wieder bodenständiger, weniger missionarisch und mehr auf echtes Geschmackserlebnis fokussiert.
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