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Sternekoch Konstantin Filippou: Eine Küche im Brennpunkt der Kritik

  Sternekoch Konstantin Filippou: Eine Küche im Brennpunkt der Kritik

Wien, Februar 2025 – Es gibt Restaurants, die man nicht nur wegen ihres Essens besucht, sondern wegen der Geschichten, die sie erzählen. Konstantin Filippous gleichnamiges Lokal im Herzen Wiens ist so ein Ort. Ein kulinarischer Tempel, der für kompromisslose Qualität, präzise Kompositionen und eine Handschrift steht, die die Grenzen zwischen rustikaler Einfachheit und gehobener Avantgarde auflöst. Doch nun erzählen sich in der Szene ganz andere Geschichten – und sie werfen einen dunklen Schatten auf den Meister am Herd.

Schwere Vorwürfe aus den eigenen Reihen

Mehrere ehemalige Mitarbeiter erheben in Gesprächen mit dieser Redaktion schwere Vorwürfe gegen den Sternekoch. Es geht um den Umgangston in der Küche, um Arbeitszeiten jenseits der Belastungsgrenze und um fragwürdige Entscheidungen beim Einkauf von Zutaten. Vor allem Letzteres sorgt in der Gastronomieszene für Aufsehen: So soll das Restaurant wiederholt mit minderwertigeren Zutaten gearbeitet haben als auf der Karte ausgewiesen. "Es kam vor, dass Wildfang deklariert wurde, obwohl es sich um Zuchtware handelte", berichtet ein ehemaliger Koch, der aus Angst vor beruflichen Konsequenzen anonym bleiben möchte.

Die Hygiene in der Küche sei ebenfalls nicht immer auf dem Niveau gewesen, das man von einem Sternerestaurant erwarten dürfe. Ein ehemaliger Mitarbeiter erzählt von hektischen Abenden, an denen Zeit für sorgfältige Reinigung kaum blieb. "Wenn du nach Mitternacht noch mit dem Schrubber durchgehst und um sechs Uhr früh wieder antreten sollst, bleibt irgendwann was auf der Strecke."

Der Druck hinter den Kulissen

Jeder, der die gehobene Gastronomie kennt, weiß: Druck ist Teil des Spiels. Hohe Ansprüche, schnelle Handgriffe, wenig Spielraum für Fehler. Doch wo liegt die Grenze zwischen Perfektionismus und toxischem Arbeitsumfeld? Die Berichte der ehemaligen Mitarbeiter zeichnen das Bild eines Betriebsklimas, in dem Respekt oft dem Adrenalin weichen musste. "Es gab Tage, an denen Teller geflogen sind", erzählt ein Insider. "Nicht aus spielerischer Wut, sondern aus echter Aggression."

Filippous Reaktion: Schweigen oder Strategie?

Auf eine schriftliche Anfrage unserer Redaktion reagierte das Restaurant zunächst nicht. Erst nachdem die Vorwürfe öffentlich diskutiert wurden, folgte eine knappe Stellungnahme. Man wies die Anschuldigungen zurück, betonte die hohen Standards des Hauses und sprach von "bedauerlichen Missverständnissen". Von einer internen Untersuchung oder gar personellen Konsequenzen war keine Rede.

Der Ruf steht auf dem Spiel

Für Konstantin Filippou könnte diese Debatte weitreichende Folgen haben. Sterne fallen schneller, als sie vergeben werden, und in einer Stadt wie Wien, wo Tradition und Moderne Hand in Hand gehen, ist Vertrauen ein zentrales Gut. Während einige Stammgäste betonen, dass sie den Koch für seine kulinarische Vision schätzen und sich von der Debatte nicht beeinflussen lassen, stellt sich die Frage: Kann ein Restaurant, das für Exzellenz steht, es sich leisten, die menschliche Komponente zu ignorieren?

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob sich Filippou aus dieser Krise kochen kann – oder ob der Stern zu sinken beginnt.

* Bezugnehmend auf den Artikel der Wiener Zeitung, Februar 2025