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Reis – Vom Getreide der Götter zum globalen Kulturkorn

 Reis – Vom Getreide der Götter zum globalen Kulturkorn

Es gibt wenige Dinge, die so universell sind wie Reis. Unaufgeregt, doch allgegenwärtig – dieses kleine Korn hat nicht nur die Küchen der Welt durchzogen, sondern auch die Wirtschaften, Gesellschaften und Traditionen geprägt. Der Reis hat sich nicht einfach verbreitet. Er ist gewachsen, hat sich verwandelt, wurde für neue Kulturen entdeckt und zu einem der bedeutendsten Lebensmittelsymbole unserer Zeit.

Vom fruchtbaren Asien in die weite Welt

Der Ursprung des Reises liegt tief in den fruchtbaren Tälern Indiens und Chinas, wo vor Jahrtausenden der Oryza sativa seine ersten Wurzeln schlug. Heute ist Reis ein weltweites Grundnahrungsmittel, das auf nahezu jedem Kontinent gedeiht – von den Tropen bis in die gemäßigten Zonen. Doch was hat den Reis über die Jahrhunderte hinweg so unaufhaltsam gemacht? Es ist die Anpassungsfähigkeit, die Reis in all seinen Formen zu einem so universal wertgeschätzten Produkt gemacht hat.

Die Reise begann leise, fast unscheinbar, entlang der Seidenstraße. Zuerst von den Arabern auf ihren Handelsrouten transportiert, landete er im Mittelmeerraum, von wo aus er dann Europa eroberte. Was zunächst als exotisches Luxusgut galt, wurde bald zu einem festen Bestandteil der mediterranen Küche und verbreitete sich von dort aus über den gesamten westlichen Kontinent.

Die Reise nach Europa – Zögerlich, aber stetig

Die Europäer, lange Zeit von den Vorteilen des Weizens überzeugt, standen dem neuen Getreide zunächst skeptisch gegenüber. Doch Reis hatte die leisen, aber beständigen Argumente auf seiner Seite: er konnte sich auch unter schwierigen Bedingungen kultivieren lassen, er war weniger anfällig für Schädlinge und konnte auch in feuchteren Gebieten gedeihen. In Südeuropa, besonders in Spanien und Italien, nahm der Reis seinen festen Platz ein – von den ersten Paellas bis hin zu den traditionellen Risottos. In Frankreich und den Niederlanden wurde er ebenfalls schnell akzeptiert, als er zunehmend die Wirtschaft der Regionen durch den Handel bereicherte.

Aber nicht nur Europa wurde von der Reiswelle erfasst. Später, als sich europäische Kolonialmächte in den Tropen niederließen, wurde Reis auch auf den Philippinen, in Indochina und auf den westindischen Inseln zu einem wichtigen Bestandteil der Ernährung.

Die Reise nach Europa: Die Seidenstraße und die Entdeckung durch die Welt

Die Sorten: Ein Korn, unzählige Gesichter

Heute gibt es hunderte von Reissorten, jede mit ihrer eigenen Geschichte, ihrem einzigartigen Charakter und regionalen Wurzeln. Hier eine Übersicht der bekanntesten:

Basmati
Herkunft: Indien, Pakistan
Verbreitung: Weltweit, besonders in Indien, Pakistan, aber auch zunehmend in westlichen Ländern
Besondere Merkmale: Langes, dünnes Korn, aromatisch, leicht nussig, ideal für Pilaw oder Currygerichte
Kulinarische Nutzung: Besonders in der indischen und pakistanischen Küche, aber auch in der arabischen Welt, wird er oft zu festlichen Anlässen serviert.

Jasmin
Herkunft: Thailand, Kambodscha, Vietnam
Verbreitung: Weltweit, besonders in Südostasien und zunehmend auch in westlichen Küchen
Besondere Merkmale: Duftend, weich und klebrig, mit einer feinen floralen Note
Kulinarische Nutzung: Häufig verwendet in der thailändischen, vietnamesischen und kambodschanischen Küche, vor allem zu würzigen Gerichten wie Currys oder Wok-Gerichten.

Arborio
Herkunft: Italien
Verbreitung: Vor allem in Südeuropa, aber auch international sehr bekannt
Besondere Merkmale: Mittelkörnig, cremig beim Kochen, ideal für Risotto
Kulinarische Nutzung: Das A und O für Risottos und viele italienische Festgerichte, wird in Norditalien besonders geschätzt.

Carnaroli
Herkunft: Italien (Piemont, Lombardei)
Verbreitung: Vor allem in Italien, weltweit als hochwertige Risottosorte beliebt
Besondere Merkmale: Mittelkörnig bis dickkörnig, hält beim Kochen besonders gut die Form und gibt einen cremigen, lockeren Risotto.
Kulinarische Nutzung: Bekannt für Risotto, besonders in der norditalienischen Küche.

Sushi-Reis
Herkunft: Japan
Verbreitung: Weltweit, besonders in der japanischen Küche, aber auch in westlichen Ländern, wo Sushi populär wurde
Besondere Merkmale: Rund, klebrig, hält gut zusammen
Kulinarische Nutzung: Der unverzichtbare Reis für Sushi, aber auch in vielen anderen japanischen Gerichten wie Onigiri und Donburi.

Schwarzer Reis (Forbidden Rice)
Herkunft: China
Verbreitung: China, Thailand, zunehmend auch in westlichen Ländern als „Superfood“
Besondere Merkmale: Dunkelviolett bis schwarz, voller Nährstoffe, nussiger Geschmack
Kulinarische Nutzung: Oft in der chinesischen und thailändischen Küche verwendet, zu süßen oder herzhaften Gerichten. Früher war er den Kaiserhäusern vorbehalten – daher der Name „Forbidden Rice“.

Roter Reis
Herkunft: Südostasien, insbesondere Thailand und Sri Lanka
Verbreitung: Beliebt in Südostasien, zunehmend auch in westlichen "Superfood"-Küchen
Besondere Merkmale: Rötlich gefärbte Schale, nussig im Geschmack, hohe Nährstoffdichte
Kulinarische Nutzung: Wird sowohl in herzhaften Gerichten als auch in Desserts verwendet, vor allem in der thailändischen und vietnamesischen Küche.

Vollkornreis (Brauner Reis)
Herkunft: Weltweit (ursprünglich aus Indien und China)
Verbreitung: Global, besonders in westlichen Ländern im Rahmen von gesundheitsbewusster Ernährung
Besondere Merkmale: Unpolierter Reis, nussiger Geschmack, hoher Ballaststoffgehalt
Kulinarische Nutzung: Ideal als gesunde Beilage in der westlichen Küche oder als Basis für vegane und vegetarische Rezepte.

Das unaufhaltsame Korn

Der Reis hat sich über Jahrtausende hinweg durch alle Kontinente bewegt, von den Märkten des Nahen Ostens bis in die Küchen der westlichen Welt. Was einst ein unscheinbares Getreide war, hat sich zu einem der mächtigsten kulinarischen Bindeglieder zwischen den Kulturen entwickelt. Vom Festmahl des Kaisers in China bis zum einfachen Reisgericht auf dem Teller eines mexikanischen Bauern – der Reis kennt keine Grenzen, er ist die einfache Essenz des globalen Tellers.