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Lieferando: Die Umkehr zum alten Geschäftsmodell lässt viele Gastronomen im Stich

Lieferando: Die Umkehr zum alten Geschäftsmodell lässt viele Gastronomen im Stich

Die Entscheidung von Lieferando, 2.000 Arbeitsplätze abzubauen und sich von seiner eigenen Zustellflotte zu verabschieden, ist ein klarer Schnitt in der Geschichte des Unternehmens. Diese Entscheidung trifft viele Gastronomen hart, die sich in den letzten Jahren zunehmend auf den Service von Lieferando verlassen haben. Doch was bedeutet diese Umstellung für die Gastronomen und wie könnte die Konkurrenz auf den Schritt reagieren?

Lieferando wechselt zum Plattformmodell: Was bedeutet das für Gastronomen?

Als Lieferando in den letzten Jahren auf eine eigene Zustellflotte setzte, galt das als ein Schritt, der die Zusammenarbeit mit Restaurants vereinfachen sollte. Doch die wirtschaftlichen Realitäten des Unternehmens zwangen Lieferando nun, den Rückwärtsgang einzulegen und zum ursprünglichen Plattformmodell zurückzukehren.

Die grundlegende Idee hinter dem Plattformmodell ist simpel: Lieferando stellt weiterhin die Plattform zur Verfügung, aber Restaurants sind nun selbst dafür verantwortlich, Zusteller zu organisieren. Statt eigenen Fahrern müssen Gastronomen nun externe Lieferdienste oder eigene Mitarbeiter beauftragen, was für viele kleinere Betriebe eine enorme Finanz- und Organisationslast bedeutet.

Die Auswirkungen auf die Gastronomen sind gravierend. Hohe Betriebskosten, die durch die Organisation eigener Lieferflotten oder die Abhängigkeit von externen Lieferdiensten entstehen, könnten viele von ihnen in den Wirtschaftsruin treiben. Doch das ist nicht der einzige Stolperstein: Auch rechtliche Unsicherheiten und vertragliche Unklarheiten stellen eine Herausforderung dar, da viele Gastronomen noch an langen Verträgen mit Lieferando gebunden sind, die nun neu verhandelt werden müssen.

Steigende Kosten und logistische Belastungen: Eine neue Herausforderung für Restaurants

Viele Gastronomen sehen sich nun mit den Steigerungen der Betriebskosten konfrontiert, die aus der Notwendigkeit entstehen, eigene Zustelllösungen zu finden oder auf externe Anbieter zurückzugreifen. Die Kosten für Fahrzeuge, Personal und Versicherung können für kleinere Restaurants untragbar werden. Vor allem in einem ohnehin schon umkämpften Markt, in dem jede Preissteigerung die Rentabilität gefährdet, wird die Umstellung von Lieferando eine ernsthafte wirtschaftliche Belastung.

Zudem verlieren die Gastronomen auch den direkten Kontakt zum Kunden, was wiederum die Kundenerfahrung beeinflussen kann. Externe Lieferdienste können Schwierigkeiten haben, die gleichen Qualitätsstandards zu gewährleisten, die Lieferando bislang selbst sicherstellen konnte. Wenn ein Zusteller eines externen Unternehmens zu spät kommt oder das Essen nicht in einwandfreiem Zustand ankommt, trägt das Restaurant die Verantwortung.

Die Konkurrenz zieht nach – Werden auch Wolt und Uber Eats nachziehen?

Lieferando ist nicht der einzige Anbieter auf dem Markt, der die Herausforderungen eines sich wandelnden Geschäftsmodells erkennt. Auch die Konkurrenz wie Wolt und Uber Eats müssen ihre Strategien in Anbetracht der aktuellen Marktentwicklungen und den Reaktionen von Lieferando möglicherweise überdenken.

Wolt beispielsweise hat sich in den letzten Jahren als ernstzunehmender Konkurrent etabliert, insbesondere im Premiumsegment und bei höherpreisigen Restaurants. Ähnlich wie Lieferando hat auch Wolt eine liegende Zustellflotte – aber könnte auch hier eine Rückkehr zu einem Plattformmodell sinnvoll sein? Wie bei Lieferando stellt sich auch Wolt die Frage, wie man seine Kostenstruktur nachhaltig gestalten kann, ohne die Qualität des Service zu gefährden.

Uber Eats verfolgt ebenfalls eine ähnliche Strategie und setzt auf externe Lieferpartner. Dennoch könnte der Preisdruck in einer zunehmend wettbewerbsintensiven Branche dazu führen, dass auch sie irgendwann über Änderungen in ihrem Geschäftsmodell nachdenken müssen. Niedrigere Provisionen für Restaurants, wie sie bereits bei Lieferando beobachtet werden, könnten auch für Uber Eats und Wolt eine Überlegung wert sein, um weiterhin im Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Verträge und rechtliche Unsicherheiten: Ein zusätzliches Risiko für Gastronomen

Ein weiteres Problem, das durch die Umstellung bei Lieferando aufkommt, sind Vertragsverhältnisse zwischen Restaurants und Lieferando. Viele Gastronomen haben langfristige Verträge unterschrieben, die eine bestimmte Form der Zusammenarbeit garantieren, oft mit fixen Lieferpreismodellen. Diese Verträge müssen nun neu verhandelt werden – oder sie werden einfach aufgehoben.

Die Unsicherheit in Bezug auf bestehende Verträge könnte dazu führen, dass einige Gastronomen ihre Bindung an Lieferando überdenken. Für viele kleine Restaurants, die sich während der Corona-Pandemie und der darauffolgenden wirtschaftlichen Unsicherheiten schon stark verschuldet haben, könnte die Kündigung oder Neufassung von Verträgen rechtliche und finanzielle Folgen haben, die sie nicht vorhersehen konnten.

Eine teure Entscheidung: Die Kostenfalle für Restaurants

Das neue Geschäftsmodell von Lieferando stellt viele Gastronomen vor eine Kostenfalle. Einerseits steigen die Betriebskosten durch die Einstellung von Fahrern oder die Beauftragung externer Zustelldienste, andererseits müssen Restaurants auch die Kosten für die Infrastruktur tragen, um eine eigene Lieferlogistik zu ermöglichen. Fahrzeuge, Softwarelösungen für die Bestellung und versicherungsrechtliche Anforderungen schlagen zu Buche.

Die Bedenken, dass Lieferando mit diesem Schritt die Kosten auf die Restaurants abwälzt, sind berechtigt. Für Gastronomen, die keine ausreichenden Reserven haben oder bereits an der Grenze ihrer finanziellen Kapazitäten arbeiten, könnte die Umstellung auf das neue Geschäftsmodell den wirtschaftlichen Ruin bedeuten.

Die Ungewissheit der Zukunft: Was bedeutet das für die Gastronomiebranche?

Es bleibt abzuwarten, wie Gastronomen auf die Neuausrichtung von Lieferando reagieren werden. Die Auswirkungen auf den Markt könnten weitreichend sein. Wird Lieferando weiterhin der bevorzugte Partner für Lieferdienste bleiben oder wird die Konkurrenz durch andere Anbieter wie Uber Eats und Wolt die Gastronomen zu einem Wechsel zwingen? Werden Restaurants in Zukunft verstärkt auf Selbstvermarktung und Eigenlieferdienste setzen, um die Abhängigkeit von großen Plattformen zu verringern?

Das Plattformmodell, das Lieferando verfolgt, könnte in Zukunft auch als Chance für die Branche dienen, unabhängiger und flexibler zu werden. Doch der Übergang wird viele Gastronomen vor neue Herausforderungen stellen. Die Branche steht vor einer wegweisenden Umstrukturierung, bei der sich nur die flexibelsten und besten anpassen können.

Ein schmaler Grat zwischen Erfolg und Misserfolg

Lieferando selbst ist als Unternehmen auf der Suche nach einer nachhaltigeren und profitableren Struktur. Doch dieser Paradigmenwechsel im Geschäftsmodell könnte für Gastronomen die ultimative Belastungsprobe darstellen. Die größten Unsicherheiten liegen in den Bereichen Kostenmanagement, Kundenzufriedenheit und Vertragsrecht. Ob sich das neue Modell für Gastronomen rentiert, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen. Ein klarer Punkt bleibt jedoch: Der Wegfall der Zustellflotte wird für viele Gastronomen zur wirtschaftlichen Zäsur. Wer sich nicht schnell und effizient anpassen kann, wird Gefahr laufen, in der immer härteren Konkurrenzwelt der Gastronomie unterzugehen.