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Kieznamen: Woher unsere Stadtteile wirklich kommen – und was sie erzählen

Kieznamen: Woher unsere Stadtteile wirklich kommen – und was sie erzählen

#Altona (Hamburg): Von „allzu nah“ zur weltoffenen Hafenstadt

Der Name „Altona“ stammt angeblich aus einem spöttischen Kommentar der Hamburger: Das Dorf lag „allzu nah“ an der Stadtgrenze. Ursprünglich gehörte Altona zum Königreich Dänemark und war ein kleines Fischerdorf am Elbufer. Erst später entwickelte es sich zum eigenständigen Hafen- und Handelszentrum – mit einer multikulturellen Bevölkerung aus Seeleuten, Handwerkern und Immigranten.

Hier findet man heute in den engen Gassen portugiesische Restaurants, eritreische Cafés und Hafenbistros. Die Mischung aus alten Werften und internationalem Flair spiegelt sich auch im Essen: Es schmeckt ehrlich, roh und bodenständig – genau wie Altona selbst.

#StPauli (Hamburg): Kirche, Kiez und Kämpferherzen

Der Stadtteil trägt den Namen der St.-Pauli-Kirche, die im 17. Jahrhundert als Missionskirche für Seefahrer gegründet wurde. Lange war St. Pauli ein Hafenrandbezirk, der Hafenarbeiter, Seeleute und Außenseiter anzog – das „andere Hamburg“ mit Rotlicht und Rebellion.

In der Kultstraße Reeperbahn treffen heute Clubs, Kneipen und Imbisse aufeinander: Hier gibt es die legendäre Hamburger Currywurst genauso wie syrisches Streetfood aus der kleinen Falafelbude oder klassische Fischbrötchen. St. Pauli lebt vom Kontrast – und vom Zusammenhalt derer, die dort wohnen.

#Ehrenfeld (Köln): Wo aus „Ehren“ echte Arbeitswelten wurden

Der Name Ehrenfeld kommt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet „Feld der Ehre“ – doch damit war kein Lob gemeint, sondern ein Stück Ackerland, das einst dem Kloster gehörte. Später wurde das offene Feld vor den Stadttoren zum Industriegebiet, als Eisenbahn und Fabriken Köln veränderten.

Ehrenfeld wurde zum Wohn- und Arbeitsort für Fabrikarbeiter, Handwerker und Immigranten. Heute pulsiert hier eine kreative Szene, mit türkischen Bäckereien, veganen Restaurants und kleinen Brauereien. Die einstige „Ehre“ wurde buchstäblich auf dem Feld „angepflanzt“ – durch harte Arbeit und den Wunsch nach einem besseren Leben.

#Schwabing (München): Vom Bauerndorf zur Künstlerhochburg

Schwabing war einst ein kleines Dorf außerhalb Münchens, dessen Name vermutlich auf das Volk der Schwaben zurückgeht. Im 19. Jahrhundert zog es Intellektuelle, Maler und Dichter hierher, die dem Viertel einen Boheme-Charakter verliehen.

Heute ist Schwabing ein Mix aus altbayerischer Tradition und moderner Kultur. Die Cafés servieren Wirtshausklassiker wie Schweinshaxe und Weißwurst, während man daneben trendige Bistro-Gerichte und internationale Spezialitäten findet – ein Schmelztiegel der Generationen.

#PrenzlauerBerg (Berlin): Vom Grenzhügel zum Hipster-Mekka

Der Name geht auf die Straße Richtung Prenzlau zurück, und der Berg bezeichnet einen Hügel, der damals als Grenze der Berliner Stadtmauer diente. Im 19. Jahrhundert war der Prenzlauer Berg ein klassisches Arbeiterviertel, mit einfachen Mietskasernen und vielen Handwerkern.

In der DDR war es ein Zentrum für Opposition und Gegenkultur. Nach der Wende zogen junge Familien und Kreative in die sanierten Altbauten. Heute riecht man hier die Mischung aus frisch gebrühtem Bio-Kaffee, veganen Backwaren und den Gerüchen internationaler Küche, die aus Cafés und Restaurants strömen.

#Kreuzberg (Berlin): Der Hügel mit Kreuz und Klasse

Der Kreuzberg ist ein kleiner Hügel im Viktoriapark, benannt nach einem steinernen Kreuz, das 1821 errichtet wurde. Um den Berg herum wuchs das Arbeiterviertel Kreuzberg, das durch seine multikulturelle Bevölkerung geprägt wurde – besonders türkische Zuwanderer.

Der Kiez wurde zu einem Zentrum politischer Aktivität und urbaner Kultur. Heute treffen hier Dönerstände auf vegane Cafés, Straßenfeste auf Underground-Clubs. Die türkische Küche hat den Döner in ganz Deutschland berühmt gemacht, und Kreuzberg ist das Herz dieses kulinarischen Erfolgs.

Hinter jedem Stadtteilnamen steckt ein Stück Geschichte: vom Acker über den Arbeiterkiez bis zum Hipster-Hotspot. Diese Geschichten formen Identität, Gemeinschaft – und sogar den Geschmack der Straßen.

#Friedrichshain (Berlin): Vom königlichen Wald zum urbanen Hotspot

Der Name bedeutet „Friedrichs Hain“ – ein Waldstück, das König Friedrich Wilhelm III. der Bevölkerung als Erholungsgebiet schenkte. Mit Industrialisierung wurde aus dem Wald ein Arbeiterquartier, das später zum DDR-Schmelztiegel wurde.

Heute ist Friedrichshain für sein pulsierendes Nachtleben bekannt, aber auch für innovative Restaurants. Von traditionellen Currywurstbuden bis zu angesagten veganen Burger-Läden – hier spiegelt sich die Verwandlung eines Viertels, das Tradition und Moderne verbindet.

#Ottensen (Hamburg): Vom Acker zur Kreativinsel

Ottensen war ein kleines Bauerndorf, das seinen Namen vermutlich von einer alten Familienlinie „Otto“ ableitet. Mit dem Industrialisierungsboom wuchsen Fabriken und Arbeiterwohnungen, später wurde Ottensen Teil Hamburgs.

Heute ist das Viertel kulturell lebendig, mit kleinen Theatern, Cafés und internationaler Küche. Man kann hier Labskaus mit frischem Fisch genießen oder in kleinen Bistros kreative Gerichte aus aller Welt probieren.

#Gostenhof (Nürnberg): Slawische Wurzeln und neues Leben

Der Name stammt aus dem Slawischen und deutet auf eine Hof- oder Siedlung hin. Gostenhof war jahrhundertelang ein Arbeiterviertel, in dem Fabrikarbeiter lebten und einfache Handwerksbetriebe angesiedelt waren.

Heute ist das Viertel ein lebendiger Schmelztiegel, in dem türkische, arabische und lateinamerikanische Communities gemeinsam das Straßenbild prägen. Die Gastronomie spiegelt diese Vielfalt wider – von Döner über argentinisches Steak bis zu veganen Cafés.

#Linden (Hannover): Vom Dorf der Lindenbäume zum alternativen Kiez

Linden war einst ein kleines Dorf, benannt nach den vielen Lindenbäumen, die das Ortsbild prägten. Mit dem Ausbau der Industrie wurde es zu einem Arbeiterstadtteil.

Heute gilt Linden als Zentrum für alternative Kultur, Musik und Politik. Die Gastronomie reicht von traditionellen Biergärten mit regionalen Spezialitäten bis zu modernen Bio-Bäckereien und internationalen Restaurants.

#Neustadt (Dresden): Die „Neue Stadt“ mit historischem Herz

Als Dresdens Altstadt im 18. Jahrhundert zu eng wurde, entstand die Neustadt – wörtlich die „Neue Stadt“. Hier siedelten Handwerker und Kaufleute, die ihre eigenen Straßen und Plätze gestalteten.

Heute ist die Neustadt ein lebendiges Szeneviertel, in dem man klassische sächsische Küche neben modernen Cafés und internationalen Restaurants findet. Vom sächsischen Sauerbraten bis zum veganen Burger – hier wird Geschichte lebendig.

#Sachsenhausen (Frankfurt): Wo Apfelwein zuhause ist

Sachsenhausen wurde nach den sächsischen Siedlern benannt, die sich hier im Mittelalter niederließen. Das Viertel ist vor allem für seine Apfelweinwirtschaften bekannt – traditionelle Lokale, in denen die Frankfurter ihren „Ebbelwoi“ genießen.

Die Küche ist rustikal: Handkäs mit Musik, Frankfurter Würstchen und deftige Brotzeiten. Gleichzeitig findet man hier moderne Gastrokonzepte, die das Kulturerbe neu interpretieren.

#List (Hannover): Von der Wiese zum Wohlfühlviertel

Der Name „List“ bezeichnet eine Feuchtwiese, die früher das Gebiet prägte. Aus einem ländlichen Randgebiet wurde ein gefragtes Wohnviertel mit viel Grün.

Hier sind die Cafés berühmt für ihr ausgedehntes Frühstücksangebot, und Restaurants servieren kreative, moderne deutsche Küche, die Regionalität mit urbanem Lifestyle verbindet.

Namen erzählen Geschichten – Stadtteile leben sie

Hinter jedem Stadtteilnamen steckt ein Stück Geschichte: vom Acker über den Arbeiterkiez bis zum Hipster-Hotspot. Diese Geschichten formen Identität, Gemeinschaft – und sogar den Geschmack der Straßen.

Wer seinen Kiez kennt, versteht nicht nur seine Herkunft, sondern schmeckt sie auch – bei einem Bissen Currywurst, einem Schluck Apfelwein oder einer Gabel veganer Bowls. Die Stadt erzählt in ihren Stadtteilen Geschichte, die man erleben kann.