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Salt & Silver am Meer zeigt, warum Gastfreundschaft 2025 neu gedacht werden muss.

Kinder unter zwölf Jahren essen gratis. Punkt. - Salt & Silver am Meer

Was Salt & Silver in St. Peter-Ording mit einer unscheinbaren Geste über moderne Gastfreundschaft verrät

Von außen ist es der perfekte Ort für einen Instagram-Post: Ein Pfahlbau über dem Strand von St. Peter-Ording, irgendwo zwischen Himmel, Dünen und Nordsee. Holz, Beton, salzige Luft. Innen: offenes Feuer, offenes Lachen, offene Küche. Draußen: Möwen, Surfer, Strandkörbe.

Doch wer genau hinhört, merkt schnell – hier geht es nicht nur ums schöne Bild. Es geht um Haltung. Und manchmal beginnt eine Haltung mit einem kostenlosen Teller Pasta.

„Wir fanden es irgendwann albern, Kindern eine kleine Portion Pasta für acht Euro aufs Band zu ziehen“, sagt Nik Lührmann, einer der Gründer von Salt & Silver am Meer. „Warum nicht einfach schenken?“ Also entschieden sie sich: Kinder unter zwölf Jahren essen gratis. Punkt. Keine Bedingungen, kein PR-Kunstgriff, kein Rabatt-Code. Einfach so.

Eine Nebensächlichkeit, könnte man meinen. Aber in Wahrheit erzählt sie eine viel größere Geschichte.

Die Frage ist nicht: Warum? Sondern: Warum nicht?

Wer sich mit Gastronomie beschäftigt, weiß: Die Branche diskutiert gerade über alles – über Preise, Fachkräftemangel, Wertschätzung, Nachhaltigkeit. Über das, was Gäste zahlen sollen, und das, was Gastgeber nicht mehr liefern können oder wollen. Kaum jemand spricht dabei über Kinder. Oder darüber, dass Gastfreundschaft auch bedeutet, nicht alles zu berechnen, was sich berechnen ließe.

„Ein Kinderteller kostet uns ein paar Euro“, sagt Lührmann. „Aber wenn du damit signalisierst: Ihr seid willkommen, ihr müsst euch nicht rechtfertigen – dann ist das mehr wert als der Wareneinsatz.“

Wer hier sitzt, sieht Familien entspannter essen. Kinder, die sich nachbestellen dürfen. Eltern, die nicht rechnen, ob es sich noch lohnt, die Limo zu ordern. Es geht nicht um Almosen. Es geht um Atmosphäre.

Eine Gastro-Idee, geboren aus Erfahrung, nicht Excel

Salt & Silver kommt aus Hamburg, genauer: von den Landungsbrücken. Dort betreiben die Gründer Nik, Cozy und Simon zwei Restaurants. Lateinamerika, Rauch, Feuer, Surfkultur. Ihr Konzept klingt nach Instagram, funktioniert aber in der Realität. Auch weil sie nie aufgehört haben zu reisen, zu kochen, zuzuhören.

Der Standort in St. Peter-Ording ist kein Zufall. Hier treffen Berliner Agenturleute auf Sylter Unternehmer, Familienurlauber auf Hipster-Influencer, Wattwanderer auf Leute, die früher Festivals organisiert haben. Ein Ort zwischen den Welten – perfekt für ein Konzept, das beides will: Haltung und Leichtigkeit.

Drinnen riecht es nach Grill, draußen nach Meer. Die Küche arbeitet mit Produzenten aus der Region, das Fleisch kommt vom Deich, die Muscheln von der Küste, der Fisch frisch vom Hafen. Dazu Bio-Weine, Sauerteigbrot, gutes Olivenöl. Es wäre leicht, sich hier in Ästhetik zu verlieren. Doch das Team erzählt lieber Geschichten von Menschen, nicht von Food-Porn.

Wenn der Rave am Strand endet und das Kind zweite Portion bestellt

„Wir machen auch Events, Rave at the Beach, Musik, Feiern“, sagt Cozy Cramer. „Aber am Ende geht es immer darum, wie wir mit Menschen umgehen.“ Wer abends tanzt, will mittags anständig essen. Wer Urlaub macht, will sich nicht erklären müssen, warum sein Kind gerade keine Appetit hat.

Der Grat zwischen cool und kommerziell ist schmal. Doch Salt & Silver balanciert ihn mit überraschender Leichtigkeit. Vielleicht, weil man hier weiß, dass Haltung keine Marketingdisziplin ist.

Was bleibt, wenn das Feuer ausgeht?

Natürlich ist das kostenlose Kinderessen kein ökonomisches Modell für die Massen. Niemand wird reich, weil er Pasta verschenkt. Aber darum geht es nicht. Es geht um ein Zeichen. Gegen den Zynismus der Branche. Für eine Art von Gastfreundschaft, die nicht nur auf dem Menü steht.

Es geht darum, nicht alles durchzurechnen. Sondern manchmal einfach zu machen. Salt & Silver macht es vor – unaufgeregt, aber konsequent. Vielleicht sollten es andere mal nachmachen. Nicht, weil es viel kostet. Sondern weil es viel bedeutet.

Hier geht es zu den Salt & Silver Location