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Frühling auf dem Teller: Die schönsten saisonalen Highlights & wo du sie findest

Frühling auf dem Teller: Die schönsten saisonalen Highlights & wo du sie findest

Der Frühling ist in der Stadt – und auf dem Teller. Mit den ersten Sonnenstrahlen erwacht nicht nur die Natur, sondern auch die Kulinarik aus dem Winterschlaf. Die Schwere der kalten Monate weicht dem Bedürfnis nach Leichtigkeit, Frische und Farbe. Wer jetzt durch die Speisekarten streift, sieht es sofort: Der Frühling bringt neue Zutaten, andere Aromen und vor allem – Lust auf Veränderung. Es ist die Jahreszeit, in der aus Kochen wieder Kreation wird. Und aus Essen ein echtes Erlebnis.

Was früher als „Saisongericht“ irgendwo klein auf der Karte stand, ist heute ein Statement. Lokale mit Anspruch setzen auf das, was gerade wächst – nicht aus ökologischer Pflicht, sondern weil frische Produkte einfach besser schmecken. Sie erzählen Geschichten von Herkunft und Handwerk, von Nähe und Natur. Der Frühling, das ist die Jahreszeit, in der sich kreative Küche und ehrlicher Geschmack besonders nah kommen.

Ein Paradebeispiel dafür ist der Bärlauch. In der Natur längst ein Frühlingsbote, hat er sich in den letzten Jahren auch in der Gastronomie zur grünen Ikone entwickelt. Der wilde Knoblauch wächst in schattigen Wäldern, duftet intensiv und schmeckt aromatisch – irgendwo zwischen Schnittlauch und Knoblauch, aber feiner, frischer, flüchtiger. Wer ihn verarbeiten will, muss schnell sein: Die Bärlauchzeit ist kurz, seine Aromen sind flüchtig. Genau das macht ihn so besonders. In urbanen Restaurants taucht er aktuell als Pesto zu hausgemachten Gnocchi auf, in cremigen Suppen oder fein gehackt über pochiertem Ei. Die besten Küchen verstehen es, ihn dezent zu dosieren – als Frühlingshauch, nicht als Dampfhammer.

Während Bärlauch für das Herzhafte steht, ist Rhabarber der Botschafter des süßen Frühlings. Auch er kommt nur wenige Wochen auf den Markt – und ist alles andere als gewöhnlich. Mit seiner säuerlichen Note bringt er genau die Art von Frische mit, die vielen Desserts nach den Wintermonaten fehlt. In Cafés, die auf Saison achten, wird Rhabarber aktuell als Kompott mit Vanillesahne serviert, als Tarte mit Mürbeteig oder als Teil eines überraschend komplexen Cocktails. In Berliner Bars mixt man Shrubs – also säuerlich-fruchtige Essigsirupe – mit Gin, Zitrus und frischen Kräutern. Das Ergebnis ist leicht, floral und hebt sich wohltuend vom ewigen Negroni oder Whiskey Sour ab.

Der Frühling ist nicht nur süß und grün. Auch das Gemüse bekommt jetzt ein saisonales Update

Doch der Frühling ist nicht nur süß und grün. Auch das Gemüse bekommt jetzt ein saisonales Update. Spinat, Mangold und junge Frühlingszwiebeln sind in der Stadt angekommen – zart, aromatisch und weit weg von dem, was man mit Kantinenessen assoziiert. Besonders spannend wird es, wenn sie nicht als Nebendarsteller, sondern als Hauptakteure gedacht werden. Etwa in einem lauwarmen Spinatsalat mit pochiertem Ei, gerösteten Nüssen und Zwiebelöl. Oder wenn Mangold in Zitronenbutter geschwenkt, mit geräucherter Burrata kombiniert und auf einer Sauerteigscheibe serviert wird. Küchen, die Gemüse nicht nur als Füllstoff, sondern als Star behandeln, treffen damit den Zeitgeist.

Dazu kommen Zutaten, die man im ersten Moment gar nicht auf dem Schirm hat – wie Radieschen oder Frühkartoffeln. Beide erleben gerade ein kleines Comeback, und das völlig zu Recht. Frühkartoffeln sind zart, leicht nussig im Geschmack und entfalten – wenn richtig gekocht – eine fast cremige Textur. Radieschen wiederum zeigen, wie facettenreich ein so schlichtes Gemüse sein kann: roh, gebraten, mariniert, gepickelt. In vielen Lokalen dienen sie gerade als knallrote Farbtupfer in Bowls, auf Butterbroten oder in kleinen, asiatisch inspirierten Vorspeisen.

Zum leichten Essen gehört natürlich auch ein leichter Drink. Während im Winter noch kräftige, dunkle Cocktails dominierten, ist jetzt die Zeit für alles, was schäumt, duftet und sich wie ein Spaziergang in der Nachmittagssonne trinken lässt. Bars setzen auf Zutaten wie Holunder, Gurke, Verbene oder Lavendel. Gemixt wird mit Spritz, mit Weißwein, mit hellem Rum oder alkoholfrei – und dazu gibt’s oft Eiswürfel mit essbaren Blüten. Diese Drinks sind kein Beiwerk mehr, sondern Teil des gastronomischen Erlebnisses.

Was alle diese Trends eint: Sie feiern den Moment. Und genau darum geht es. Frühling ist vergänglich – und genau deshalb so besonders. Die besten Restaurants greifen diese Flüchtigkeit auf und übersetzen sie in Gerichte, die leicht sind, aber nicht banal. Die einfach wirken, aber komplex schmecken. Und die oft nur ein paar Wochen lang auf der Karte stehen.

Wer also essen geht, sollte sich gerade jetzt bewusst für das Saisonale entscheiden. Nicht aus Dogma – sondern aus Freude am Neuen. Denn selten ist Kulinarik so lebendig, so frisch und so unmittelbar wie im Frühling. Er dauert nicht lange, aber dafür umso intensiver. Und er schmeckt – wenn man ihn lässt – nach allem, was wir uns nach einem langen Winter wünschen: Leichtigkeit, Lebendigkeit und ein kleines bisschen Magie.