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Francesco Rivella: Der stille Architekt von Nutella – und sein bittersüßes Erbe

  Francesco Rivella: Der stille Architekt von Nutella – und sein bittersüßes Erbe

Am 14. Februar 2025, dem Valentinstag, ist Francesco Rivella im Alter von 97 Jahren verstorben. Ironischerweise fiel sein Todestag auf genau dasselbe Datum, an dem sein langjähriger Weggefährte Michele Ferrero zehn Jahre zuvor verstarb. Eine seltsame Fügung des Schicksals für den Mann, der Jahrzehnte im Schatten der öffentlichen Wahrnehmung stand und doch einen der bekanntesten Brotaufstriche der Welt mitentwickelte: Nutella.

Der Mann hinter dem Glas

Francesco Rivella war kein Mann großer Worte. Wer ihn kannte, beschrieb ihn als pragmatischen Perfektionisten, als einen, der mit Hingabe experimentierte, bis das Ergebnis stimmte. Geboren 1927 im piemontesischen Alba, begann er 1952 seine Arbeit als Lebensmittelchemiker beim Ferrero-Konzern. Dort traf er auf Michele Ferrero, den visionären Unternehmer, der aus dem kleinen Familienbetrieb eine globale Marke machen sollte. Doch Erfolg braucht mehr als nur eine Idee – es braucht Handwerk, Geduld und einen, der das Rezept verfeinert, bis es unfehlbar wird.

Nutella war nicht die spontane Eingebung eines Genies, sondern das Ergebnis jahrelanger Forschung und Verbesserung. Die Ursprünge reichen zurück in die Nachkriegszeit, als Kakao rar war und Pietro Ferrero, Micheles Vater, die „Supercrema“ erfand – eine Haselnuss-Schokoladen-Paste, die erschwinglich und haltbar war. Doch erst als Francesco Rivella die Formel weiterentwickelte und die perfekte Balance aus Kakao, Zucker, Palmöl und Haselnüssen fand, war der Durchbruch da. 1964 kam Nutella auf den Markt und trat seinen Siegeszug um die Welt an.

Der Geschmack der Kindheit – und des Erfolgs

Der Geschmack der Kindheit – und des Erfolgs

Die Idee hinter Nutella war ebenso simpel wie genial: ein Brotaufstrich, den sich jeder leisten konnte, cremig, süß, vertraut. Millionen von Kindern wuchsen mit dem Geschmack auf, der auf Schulbroten und Croissants strich, Waffeln füllte und heimlich aus dem Glas genascht wurde.

Rivella selbst hielt sich aus der öffentlichen Wahrnehmung heraus. Während Michele Ferrero das Gesicht der Firma wurde und mit seinen Innovationen wie "Kinder Schokolade" und "Mon Chéri" das Imperium ausbaute, blieb Rivella der Tüftler im Hintergrund. Er wusste, dass wahre Perfektion in der Wiederholbarkeit liegt. Nutella sollte nie nur gut schmecken, sondern immer gleich – ob in Italien, Deutschland oder Brasilien.

Rückzug und ein Leben jenseits der Industrie

1993 zog sich Francesco Rivella zurück, mit der gleichen Stille, mit der er gearbeitet hatte. Er widmete sich dem Obstanbau, pflegte seine Weinberge und unterstützte den traditionellen italienischen Ballsport Pallapugno. Die Industrie, die er Jahrzehnte mitgestaltet hatte, ließ er hinter sich. Doch sein Erbe blieb. Heute produziert Ferrero jährlich mehr als 400.000 Tonnen Nutella. Während Kritiker über Zucker- und Palmölanteile diskutieren, bleibt das Produkt ein Synonym für Genuss und Nostalgie.

Mit Francesco Rivella stirbt einer der stillen Architekten der modernen Lebensmittelindustrie. Ein Mann, der wusste, dass wahre Magie oft in den Details liegt. Und während sich die Welt an sein Erbe erinnert, wird in Millionen Haushalten ein Nutella-Glas aufgedreht – nicht ahnend, dass es der Perfektionismus eines Mannes war, der diesen einen unvergesslichen Geschmack geschaffen hat.