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Die Ausländer sind schuld ... Natürlich, wir waren es!

Deutsche Willkommenskultur - „Knoblauch-Türke! Kümmel-Türke!“

„Knoblauch-Türke! Kümmel-Türke!“ – Die „deutsche Willkommenskultur“ war schon immer überwältigend! Diese Begrüßungen hörten unsere Eltern, als sie in den 60er- und 70er-Jahren nach Deutschland kamen. In einer Zeit, in der Integration nicht einmal als Begriff existierte, standen sie einem Land gegenüber, das uns mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontierte. Was uns damals als „fremd“ und „anders“ vorgeworfen wurde, hat sich heute in den Alltag eingeschlichen. Döner, Falafel und Co. sind längst keine exotischen Delikatessen mehr – sie sind Teil der deutschen Esskultur, ein fester Bestandteil auf den Speisekarten und in den Straßen der Städte. Der Duft von Knoblauch, das Aroma von Kümmel – was einst als Fremdkörper galt, ist heute weit verbreitet und wird von vielen gefeiert.

Aber hat sich damit wirklich alles verändert? Haben wir die Anerkennung bekommen, die wir verdienen? Während die „türkische Küche“ populär wurde und die Straßen mit Dönern füllte, blieb vieles unverändert. Der Rassismus ist nach wie vor präsent, auch wenn er sich in anderen Formen zeigt. Und die Frage bleibt: Warum reicht es nicht aus, dass wir den guten Geschmack nach Deutschland gebracht haben?

Es sind nicht nur Begriffe wie „Döner-Morde“, die uns die tiefe Verankerung des Rassismus in dieser Gesellschaft vor Augen führen. Es ist das ungesagte „Wir und Ihr“, das nach wie vor durch alle Bereiche unseres Lebens zieht. Ein Name, der nicht nach „Müller“ oder „Schmidt“ klingt, reicht aus, um von vielen als Fremder wahrgenommen zu werden – selbst in einer Gesellschaft, die ihre Vielfalt gerne feiert.

Die Ausländer sind schuld am Geschmack des Landes!

Deutschland hat uns über Jahre hinweg gefragt: „Wer seid ihr wirklich?“ „Könnt ihr wirklich dazugehören?“ Doch wir haben längst unsere Antwort gegeben: Wir gehören nicht nur dazu – wir haben das Land mitgeprägt. Wir haben den Straßen, den Ecken, den Tellern neue Farben und Aromen verliehen. Unsere Speisen und unsere Gewürze sind mehr als nur Zutaten – sie sind Symbole unserer Geschichte, unserer Kämpfe, unserer Migration. Der Döner, das Sushi, der Falafel – all diese Gerichte erzählen von einem globalen Austausch, von einem Miteinander, das das Land bereichert hat.

Doch wie geht es weiter? Heute erleben wir eine Zeit, in der Worte und Taten nicht mehr hinter verschlossenen Türen stattfinden, sondern offen und lautstark auf die Straßen drängen. Der alltägliche Rassismus, der uns früher im Flüsterton begegnete, ist heute offen – und oft brutal. Vor Jahren war es noch unvorstellbar, dass der Begriff „Döner“ in einem rassistischen Kontext verwendet wird – heute ist er zu einem Codewort geworden, das Menschen mit migrantischem Hintergrund zu „den Anderen“ erklärt.

Was bedeutet das für uns? Dass wir uns weiterhin erklären müssen? Dass unser Beitrag zur Gesellschaft immer noch als „fremd“ wahrgenommen wird? Was sich auf den Tellern verändert hat, spiegelt sich noch lange nicht in den Strukturen der Gesellschaft wider. Solange Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder ihres Namens anders behandelt werden, bleibt der Kampf um Anerkennung ein täglicher.

Und wie oft haben wir in den Medien die gleiche Sache gesehen? Bei jedem „Gammelfleisch-Skandal“, egal ob er nun von deutschen Metzgern oder aus anderen Quellen stammt – die Redakteure fühlen sich verpflichtet, ein Foto von einem Döner neben den Artikel zu stellen. Ein „gammeliger Döner“ wird ins Bild gesetzt, um einen Zusammenhang zwischen unseren Gerichten und dem Schund zu schaffen, den die Medien mit anderen Lebensmitteln vergleichen. Auch das ist Rassismus! Es ist eine subtile, aber nachhaltige Form der Diskriminierung, die nicht nur durch Worte, sondern auch durch Bilder vermittelt wird, die stereotype Vorstellungen von „fremdem“ Essen und „fremden“ Menschen weiter verstärken.

Die Türken sind schuld am Geschmack des Landes!

Wir haben zugelassen, dass Rassismus Teil des gesellschaftlichen Gesprächs wurde. Heute ist er nicht nur in den Randbereichen der Gesellschaft zu finden, sondern in der Mitte. Und dieser Hass manifestiert sich nicht nur in Worten, sondern auch in Strukturen, die die Ungleichheit fortschreiben. Es reicht nicht, weiter über „Integration“ zu sprechen, wenn diese nur als einseitige Bringschuld verstanden wird. Es geht nicht darum, uns zu integrieren, sondern darum, diese Gesellschaft als das zu erkennen, was sie ist – ein bunter Mix aus Geschichten, Erlebnissen und Kulturen, die sich gegenseitig bereichern hat.

Rassismus beginnt nicht erst auf der Straße oder in den politischen Rändern, sondern in der Sprache und in den Strukturen, die uns von Anfang an als „fremd“ markiert haben. Wenn wir uns weiterhin nur darauf konzentrieren, was wir „beigetragen“ haben, anstatt die Mechanismen zu hinterfragen, die uns immer wieder zurückwerfen, werden wir nie wirklich vorankommen.

In einer Welt, in der Rassismus zunehmend lauter wird, müssen wir aufstehen und ihm entgegentreten. Wenn wir jetzt nicht handeln, könnten wir bald mit den Konsequenzen einer Gesellschaft konfrontiert werden, in der der Hass nicht nur gesprochen, sondern in alle Teile des täglichen Lebens integriert wurde.

Die Lösung? Sie liegt nicht in einer weiteren Runde der „Integration“, sondern in einer echten, gleichberechtigten Teilhabe. Kein „Wir und Ihr“, sondern ein echtes Miteinander. Es ist Zeit für einen Dialog auf Augenhöhe – ohne Verharmlosung, ohne Ausreden und ohne zu warten, dass der nächste „Anfang“ verpasst wird.

Und ja, wir sind schuld daran – schuld daran, dass Deutschland heute nicht nur durch seine eigene Geschichte, sondern auch durch viele andere Geschichten geprägt wird. Schuld daran, dass der Geschmack der Welt auf deutschen Tellern zu finden ist. Schuld daran, dass Knoblauch und Kümmel nicht mehr „fremd“, sondern selbstverständlich sind. Schuld daran, dass diese „fremden“ Geschmäcker nicht nur existieren, sondern zu einem Symbol für das geworden sind, was wir gemeinsam erreicht haben.

An all den schönen Dingen und dem verdammt guten Geschmack, den wir in Deutschland eingebracht haben – ja, an all dem sind wir Ausländer schuld.