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7 % Mehrwertsteuer – Warum die Preise in der Gastronomie trotzdem nicht sinken werden

7 % Mehrwertsteuer – Warum die Preise in der Gastronomie trotzdem nicht sinken werden

Ab 1. Januar 2026 wird der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 7 % für Speisen in der Gastronomie dauerhaft eingeführt. Die Bundesregierung verkauft diese Maßnahme als Entlastung für die Branche und Hoffnungsschimmer für Verbraucher. Viele erwarten nun sinkende Preise im Restaurant. Doch diese Erwartungen werden sich nicht erfüllen. Trotz Steuersenkung werden die Preise in der Gastronomie kaum sinken, vermutlich sogar weiter steigen.

Der Grund dafür ist einfach: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich so massiv verschlechtert, dass Gastronomen die Steuerersparnis dringend benötigen, um überhaupt kostendeckend arbeiten zu können.

Die größten Kostentreiber sind längst nicht die Steuern, sondern Personal, Waren und Energie. Die Personalkosten haben sich in den letzten Jahren massiv erhöht, vor allem durch Fachkräftemangel und gesetzliche Mindestlohnerhöhungen. Laut Angaben des Dehoga entfallen heute durchschnittlich 45 % des Umsatzes eines Gastronomiebetriebs auf Löhne und Gehälter. Ohne angemessen bezahlte Mitarbeiter ist ein funktionierender Betrieb schlicht unmöglich.

Hinzu kommen drastisch gestiegene Rohstoffpreise. Lebensmittel, Getränke, Transport und Verpackung sind teurer geworden. Fast jeder Einkauf kostet heute deutlich mehr als noch vor drei Jahren. Diese Mehrkosten schlagen sich direkt auf die Kalkulation nieder.

Auch Energie- und Mietkosten belasten die Betriebe schwer. Hohe Strompreise, teure Heizungskosten und Indexmieten treiben die Fixkosten nach oben. Allein diese Faktoren verhindern, dass Gastronomen Preissenkungen an ihre Gäste weitergeben könnten.

Ab 1. Januar 2026 wird der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 7 % für Speisen in der Gastronomie dauerhaft eingeführt

Viele Betriebe arbeiten trotz voller Häuser mit minimalen Margen. Während der Corona-Pandemie wurden notwendige Investitionen in Technik, Ausstattung und Modernisierung aufgeschoben. Diese Investitionen müssen jetzt nachgeholt werden, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die 7 % Mehrwertsteuer verschaffen Luft, aber keinen Spielraum für Preissenkungen.

Gäste hoffen oft auf einfache Zusammenhänge: Steuersenkung gleich günstigere Preise. Doch Gastronomie ist komplexer. Preise entstehen aus einem Geflecht von Faktoren: Wareneinsatz, Löhne, Energie, Miete, Versicherungen, Gebühren, Marketing und Rücklagen. Die Mehrwertsteuer ist nur ein kleines Rädchen im System.

Umfragen unter Gastronomen bestätigen die Lage. Über 80 % der Betreiber planen, die Steuerentlastung in den Erhalt ihres Betriebs zu investieren. Niedrigere Preise stehen nicht auf der Agenda. Vielmehr geht es darum, steigende Kosten abzufedern und die eigene Existenz zu sichern.

Branchenvertreter wie Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges stellen klar: Die 7 % seien überlebenswichtig für die Branche, aber keine Grundlage für Preissenkungen. Nur mit stabilen Preisen können Qualität, Service und Arbeitsplätze langfristig gesichert werden.

Für die Gäste bedeutet das: Essen gehen wird nicht günstiger werden. Es bleibt teuer – aber aus gutem Grund. Denn hinter jedem Gericht stehen Menschen, Aufwand und Qualität, die bezahlt werden müssen. Gastronomiebetriebe, die jetzt die Steuerentlastung klug nutzen, können investieren, Mitarbeiter halten und ihren Gästen auch künftig ein gutes Erlebnis bieten.

Die Mehrwertsteuersenkung ist ein Rettungsanker, kein Freifahrtschein für Preissenkungen. Wer weiterhin eine vielfältige Gastronomie wünscht, sollte die wahren Hintergründe kennen – und bereit sein, dafür einen fairen Preis zu zahlen.