Restaurant Mama Soul

Im Sommer sitzen sie hier draußen wie in Istanbul-Balat, nur mit Schwabenakzent. Das Licht flackert auf dem Kopfsteinpflaster, der Duft von Knoblauch, Minze, gegrillter Paprika zieht über die Terrasse an der Barfüßerstraße. Wer ankommt, kriegt erstmal: Stille. Kein Lärm, kein Tamtam, dafür ein Teller mit warmem Humus, der sich weich unter die Gabel schmiegt. Der erste Raki kommt eiskalt, das Wasser daneben dampft leicht – und irgendwo läuft ein Song, der klingt, als hätte man schon mal dazu getanzt. Das Essen kommt schubweise, in kleinen, schön angerichteten Portionen. Nichts daran ist auf Effekt aus, aber fast alles überzeugt auf dem zweiten Bissen.

Innen schimmert das Gewölbe wie ein Kellerkonzert, nur gedämpfter. Es riecht nach warmem Brot, etwas Kreuzkümmel, ein Hauch Zitrone, wenn der Gurkenjoghurt ankommt. Die Meze – zwischen Ägäis und Anatolien – sind keine Instagram-Shows, sondern sorgfältig gekocht: Linsenköfte, Melanzani-Creme, scharfe Pasten, zarte Fischhäppchen. Manche sind simpel, manche komplex, aber immer ohne Showküche-Maske. Die Bedienung kennt das Menü, empfiehlt, fragt nach – präsent, aber nicht aufdringlich. Und wer hier öfter sitzt, wird gesehen. Stammgäste nicken sich zu. Ein Lokal, das keine Bühne braucht, weil es auf leiser Frequenz sendet.

Mama Soul ist kein Ort für Eilige. Es geht ums Bleiben, Probieren, Teilen. Der Mix aus unkomplizierter Freundlichkeit und ehrlicher Kochkunst hat einen eigenen Rhythmus – zwischen mediterraner Leichtigkeit und türkischer Tiefe. Dass der Laden von einer Familie geführt wird, merkt man nicht an Deko oder Anekdoten, sondern daran, wie organisch alles wirkt. Wer sich drauf einlässt, erlebt mehr als ein Essen. Das Meze-Prinzip: Essen als Dialog. Kein Gang, sondern ein Gespräch, das langsam Fahrt aufnimmt. Und oft länger dauert als gedacht.